Alltag
„Du bist nach wie vor ein heißes Teil.“, sagte mir dieses Wochenende einer der Jungs bei unserem Klassentreffen bei seinem 4. Bier.
Ich geb zu, ich Verräterin der Frauenbewegung hab mich darüber gefreut.
Heute kam unsere ehemalige Kollegin, die seit Anfang April in Pension ist, auf Besuch ins Büro.
Da ich mit ihr ein Büro teilte, waren wir gezwungen, uns zumindest ein wenig mit einander zu beschäftigen, was wir sonst wahrscheinlich nicht getan hätten
Manchmal mochte ich sie, machmal mochte ich sie nicht und in Wirklichkeit war sie mir warhscheinlich recht egal. Da war nur wenig Verbindung, kaum gemeinsame Wellenlänge, wie zwei verschiedene Universen, die sich kaum berühren.
Auf alle Fälle war sie ein wichtiger Bestandteil dieser Firma und man konnte sich kaum vorstellen, dass sie diese tatsächlich einmal verlassen würde.
Dann war sie plötzlich weg und alles ging einfach weiter.
Auf die Frage eines Kollegen, wie es ihr denn so ergehe, antwortete sie:
„Jetzt bin ich bei Euch, da geht’s mir gut.“
Lucretia - 28. Mai, 11:23
mit dem Pianisten meines Vertrauens und meinem persönlichen Bassisten-Gott im Proberaum gewesen und Musik gemacht.
Ohne: es muss unglaublich künstlerisch sein und ohne ich-bin-ach-so-unwürdig.
Es ist geflossen, ganz ohne Druck.
Und es war einfach schön.
Ich freu mich auf unser Konzert morgen.
Lucretia - 29. Apr, 16:25
Im Haus gegenüber, das in den gemeinsamen Hof schaut, woht eine alte Frau, die regelmäßig Tauben füttert.
Fast täglich wirft sie Brotreste in den Hof und erfreut sich offensichtlich daran, wie die Tauben, die natürlich schon auf dieses Ereignis warten, in Schwärmen dort landen und fressen.
Konsequenz: ein komplett verdreckter Hof, Brotreste mischen sich mit Taubenkot. Es wär mir ein wenig mehr egal, wenn dort nicht unsere – natürlich ebenfalls angekackten - Mistkübel stehen würden.
Eine Taube ist eigentlich ein wunderschöner Vogel: die Körperform, das schillernde Gefieder.
Viele Tauben hasse ich fast so sehr wie Hundebesitzer, die den Dreck ihrer Hunde nicht wegräumen.
Viele, dicke Tauben.
Viel zu viele, viel zu dicke Tauben!
Die alte Dame hat vielleicht nicht mehr viel zu tun in ihrem Leben.
Vielleicht ist diese Fütterung ihr täglicher Höhepunkt, etwas, worauf sie sich jedesmal freut.
Irgendwie hab ich fast nicht das Herz, ihr das zu nehmen.
Gleichzeitig möchte ich sie fragen, ob sie auch Ratten füttert.
Das wäre nur gerecht.
Heut hab ich ihn gewagt - den großen Test.
Und: es war absolut OK, kanns echt empfehlen!
V.a. die Jacke vom Eduscho, wobei - bei der wusste ich schon, dass sie gut ist. Hat mich damals ganze 29 Euro gekostet, ich hab sie seit 3 Jahren und sie ist genauso Wind- und Wasser
dicht wie ihre teuren Kollegen aus dem Sportgeschäft.
Hose und Gamaschen hab ich zum ersten Mal ausgeführt und sie haben den Test bei 0° und teilw. mittlerem Wind gut bestanden.
Ist kein weltbewegendes Ereignis, aber freu, freu, freu!!! - dass ich kein mittleres Vermögen in einem Sportgeschäft gelassen habe. Und die Sachen trotzdem gut funktionieren.
Schönen Sonntag Abend Euch allen - lg Lucretia
Und ich befinde mich in einem Alter, bei dessen Nennung mein Gegenüber große Augen kriegt, wenn ich es im verrauchten Dunkel eines Konzertkellers preisgebe. Nicht, weil ich so extrem jung aussehe. Sondern weil ich mich in diesem - meinem - Alter noch immer manchmal an solchen Orten aufhalte. Ich bin also nicht mehr "jung".
Voller Skepsis bin ich in mein Geburtstagswochenende hineingegangen - mich daran erinnernd, dass mich an meinem letzten Geburtstag eine gar nicht unheftige "ich-werde-alt"-Krise ereilt hatte.
Noch dazu ist das mein erster Geburtstag, an dem mich meine Mutter, die manchmal darauf vergaß, mich anzurufen, sicher nicht mehr anrufen wird. Mein Mann weilt derzeit im Ausland und von meinen Mädels hatten nicht alle Zeit.... ich gebe zu, ich habe mich ein wenig gefürchtet.
Jetzt sitze ich hier und heute er also da, mein Geburtstag:
- Ich bin ziemlich müde von 2 Nächten hintereinander durchfeiern bis 5h in der Früh. Ich gebe zu, ich hätte nicht gedacht, dass mein Körper das noch aushält. Guter Körper, das hast Du gut gemacht.
- Mein Genick schmerzt von exessivem Tanzen (Freitagnacht in der Arena und gestern auf einem wirklich tollen Rock-Konzert).
- Mein Hals kratzt vom Mitgrölen, sich in rauchiger Luft wg. des Lärmpegels laut unterhalten und nicht zuletzt von meiner Darbietung in unten genannter extrem verrauchten Karaokebar.
- Mein Magen ist vom ausufernden Alkoholkonsum der letzten beiden Nächte ziemlich übersäuert und verdaut auch noch die "Haaße", die er zum Abschluss am Würstelstand verabreicht bekommen hat. So, wie sicht's gehört.
- meine Gesichtshaut ist a.G. von Schlafmangels und ungesunder Ernährung in einem - sagen wir es einmal so - beleidigtem Zustand. Und die Ringe unter meinen Augen reichen fast bis zu den Mundwinkeln.
- meine Wohnung ist ein Saustall, ich hatte irgendwie keine Zeit und Lust, mich darum zu kümmern.
- Und mein Ego ist wieder aufpoliert, so richtig blank geputzt.
Nämlich von den Ereigenissen und den netten Begegnungen der letzten zwei Nächte: freundliche Leute, einige feine Gespräche, "meine" Mädels und natürlich die Guteste.
Und von dem Wissen, das schöne Gefühl, machmal loslassen und mich einfach treiben lassen zu können, nach wie vor nicht verlernt zu haben.
Ich höre, wie SMSse einschlagen und freue mich sehr.
Es ist ein ganz besonders netter Geburtstag,
ich fühle mich heute so richtig, richtig gut.
Lucretia - 27. Jan, 14:37
Es ist nämlich folgendes:
- Ich freue mich nicht nur nicht, wenn mich irgendein haha-lustiges oder ein mich-endlich-wachrütteln-sollendes e-Mail ereilt, sondern es nervt mich.
- Solche Mails finde ich einfach NICHT lustig und sie erleuchten nicht mein Leben oder den Büroalltag.
- Ich riskiere sogar mein Lebensglück.
Denn ich leite Kettenmails (die ich zB. an nur 65 meiner allerengsten Freunde weiterleiten soll, weil andernfalls was Entsetzliches passiert) NICHT weiter.
- Ja, auch ich mag Tierbabys.
Aber ich finde es nicht „jöööö, herzig!“, wenn ein Welpe aus einem Schischuh rauslugt oder ein Haserl in einem Kaffeehäferl steckt.
- Und dann verwenden die Absender oft nicht einmal die „bcc“-Zeile, sondern fügen alle Adressaten in die „an“-Zeile ein.
Somit haben alle, an die sich dieses Mail richtet und die ich großteils nicht einmal kenne, meine e-Mail-Adresse. Spam, hurra!!!
- In Folge dessen erhalte ich oft auch noch die Kommentare von einigen mitteilungsbedürftigen Mitmenschen da draussen, die mich aber genau GAR NICHT interessieren.
Wie zB.: „Soooooo lieb!“
Oder: „That’s it! Danke Dir.“
Oder: „Am 9. kann ich nicht, da hab ich eine Abendveranstaltung.“ - weil ich über irgendein „ehemalige-Arbeitskollegen-Treffen“ o.ä. informiert wurde, zu dem eh nur ca 250 der engsten Kollegen, die ich nicht einmal kenne, angeschrieben wurden...
- Habe mein „bitte lasst mich aus solchen Mails draussen“ bereits mehrmals an die verschiedenen, mich wohlmeinend involvieren wollende Bekannten kommuniziert (meine Freunde lassen mich mit solchem Schrott in Ruhe). Und trotzdem reisst die Lawine nicht ab.
Vielleicht lastet ein Fluch auf mir.
Ich hätte die Kettenbriefe doch weiterleiten sollen.
Lucretia - 21. Jan, 11:36
Unlängst beim Zappen darauf hängen geblieben:
Es war DAS Schlacht-Szenario schlechthin - Flammenmeer, Soldaten, Explosionen, Entsetzen - ein Kriegsschauplatz, wie man ihn sich nur vorstellen kann.
Das Ganze war äußerst ästhetisch aufbereitet, fast wie wie Gemälde. Also starre Bilder, schöne Farben und als Untermalung klassische, aber nicht allzu dramatische Klaviermusik.
Ich war neugierig, dachte mir, das sei jetzt irgendeine gut gemachte neue NGO-Werbung.
Und es blieb noch spannend.
Zoom auf entsetzte Gesichter, sich bekriegende Menschen.
Diese schönen Kriegsszenen endeten plötzlich mit dem Slogan "BELIVE." - weiße Letter auf schwarzem Hintergrund.
Endlich dann des Rätsels Lösung:
es WAR ein Werbespot .... für ein Computerspiel!
Halo3 von Xbox. So realistisch wie der Krieg.
Ich glaub, ich träum.
Lucretia - 11. Jan, 10:53
Es war wahrscheinlich 1988 oder 1989, als ein fremder Mann in unsere adrette, saubere Kleinstadt kam.
Dieser Mann, nennen wir ihn Werner, fiel hier sehr auf, vor allem, weil er hier neu war.
Ausserdem war er stets in schwarzes Leder gekleidet, immer alleine unterwegs und trug ständig eine schwarze Sonnenbrille. Nämlich immer, wenn er unterwegs war, egal ob Tag oder Nacht, drinnen oder draussen.
Aber auch darüber hinaus ging etwas Aussergewöhnliches von diesem Mann aus, der irgendwie über den Dingen zu stehen schien.
Auf mich und meine Freundin G. übte dieser geheimnisvolle Fremde eine ziemliche Anziehungskraft aus.
Zuerst war es wohl die Faszination des Unbekannten, dann wurde schliesslich echtes Interesse daraus. Da wir ein einer Kleinstadt lebten, spürten wir ihn immer auf, wenn wir ihn suchten, egal, ob er im gerade Kaffeehaus oder beim Bäcker war. Als wir, die wir ihn so eifrig verfolgten, ihn schliesslich kennen lernten, war die gegenseitige Sympathie auf Anhieb groß, was uns sehr freute und irgendwie sogar überaschte.
Von da an verbrachten wir viel Zeit miteinander, Werner, meine Freundin G. und ich.
Wir waren ein ungleiches Trio: ich war noch Schülerin, äußerlich zwar ein wenig "ausgeflippt", in Wirklichkeit jedoch doch brav und wohlerzogen, aber sehr neugierig auf alles in der Welt da draussen.
G., drei Jahre älter als ich, war nicht mehr ganz so naiv, ebenso neugierig und stand bereits mit beiden Beinen im Arbeitsleben.
Werner war warhscheinlich gute 10 - 15 Jahre älter als ich und, wie sich herausstellte, von Beruf Schauspieler.
Ein Schauspieler aus dem fernen Wien, der in unserer kleinen Stadt auf Erholungsurlaub war. Denn verschiedene Umstände, über die ich nie Näheres erfuhr, führten dazu, dass er in unserer Gegend für einige Wochen "auf Therapie" war. Dieses Geheimnis machte die Nähe zu ihm für uns vorerst noch spannender und irgendwie verbotener. Doch bald wich unsere Sensationslust Zuneigung und Kameradschaft und es stellte sich heraus, was für ein interessanter und sensibler Mensch hinter der schwarzen Sonnenbrille steckte.
Es war ein guter Tausch: er brachte uns ein wenig Aufregung in unser idyllisches Kleinstadtleben und im Gegenzug erlösten ihn aus seiner Einsamkeit. Denn als "Neuer" in unserer Kleinstadt Anschluss zu finden, war auch ohne Sonnenbrille sehr schwer.
Besagte Sonnenbrille wurde überhaupt ein großes Thema in unserer kleinen Stadt.
Wenn jemand von dem "Mann mit der Brille" sprach, war klar, wer gemeint war. So wurde Werner rasch kleinstadtbekannt und verschiedene Gerüchte, die im Laufe der Zeit immer dramatischer wurden, begannen ihn zu umranken.
Fast jedesmal, wenn Werner ein Lokal betrat, gab es unangenehme Kommentare betreffend ihn und seine Brille.
Als wir an einem Samstag in die Disco gingen (Werner stand auf die Songs von Tina Turner), wurde er auf der Tanzfläche wieder einmal angepöbelt. Diesmal waren es zwei junge Männer, denen Werners Auftreten offenbar einfach zu viel war.
Ich habe das Bild noch genau vor mir: die leere Tanzfläche, deren flimmernder Boden und darauf nur drei Personen, Werner und diese beiden Burschen. Weil Werner seine Sonnenbrille auf deren Geheiß nicht abnehmen wollte, wurde sie ihm vom Kopf gerissen und schon flogen die Fäuste. Zwei gegen einen.
G. und ich versuchten erfolglos, die drei Raufenden zu trennen, die anderen Gäste dieser fast leeren Disco sahen interessiert zu.
Erst auf mein Drängen hin rief jemand vom Personal die Polizei. (Damals gab es noch keine Handys.)
Während die drei Kämpfenden sich schon auf dem Boden wälzten und bereits Blut floss, kam auch der Discjockey herbei getstürzt. Endlich greift jemand ein, dachte ich mir erleichtert und sah, wie auch der vermeintliche Helfer sofort auf Werner einschlug. Also drei gegen einen.
Irgendwann kam schließlich die Polizei, die Schlägerei wurde beendet, es kam zur Anzeige.
G. und ich erhielten dann Vorladungen als Zeuginnen, jedoch wurden wir nie zu einer Aussage oder Verhandlung eingeladen. Als wir deshalb nachfragten, wurden wir abgewiesen.
Wie die Angelegenheit dann schliesslich ausging, habe ich nie erfahren - die Polizei gab keine Informationen raus.
Werners Kleinstadt-Therapie war offenbar zu Ende, G. und ich haben ihn nie mehr gesehen.
Wir hatten keine Telefonnummer von ihm, keine Adresse und unter seinem Familiennamen konnten wir ihn nicht finden.
Gestern habe ich nach langer Zeit wieder an ihn gedacht.
Gerne würde ich wissen, wie es ihm geht ob er seine schwarz Brille weiterhin trägt.
Lucretia - 10. Jan, 13:50
Endlich wieder ein Konzert gehabt.
Und sogar ganz gut gesungen.
Auf Höhenflug zurück nach Wien geschwebt, mich in die Nacht geworfen.
Alkohol – Musik – Noch mehr Alkohol.
Und ein schönes Gespräch gehabt.
Um halb fünf dann nach Hause und den Liebsten im Stiegenhaus getroffen, weil auch er gerade von einer rauschenden Nacht nach Hause kam.
So mag ich das.
Soundtrack dazu:
„Killing in the name of“ – Rage against the machine
Lucretia - 23. Nov, 11:21